Digitalisierung in der Erwachsenenbildung
Im Beitrag werden Gelingensdimensionen von Digitalisierung und Mediatisierung in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung untersucht. Dazu werden Daten von acht Fokusgruppen aus zwei Dachorganisationen und sechs Einrichtungen der Erwachsenenbildung/Weiterbildung in Deutschland inhaltsanalytisch analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Zusammenarbeit in Dachorganisationen grundlegend für das Gelingen von Digitalisierung ist. Für die Einrichtungen bedeutet Digitalisierung nicht nur eine Erweiterung ihres Angebots, sondern auch die Weiterentwicklung von Organisationsstrukturen und Arbeitskulturen.
Schlagwörter: Erwachsenenbildung, Weiterbildung, Digitalisierung, Mediatisierung
This paper examines the dimensions of success of digitization and mediatization in adult education and further education. Data from eight focus groups from two umbrella organizations and six institutions of adult education/further education in Germany are analyzed in terms of content. The results show that cooperation in umbrella organizations is fundamental to the success of digitization. For the institutions, digitization not only means an expansion of their offerings, but also the further development of organizational structures and working cultures.
Keywords: Adult Education, Continuing Education, Digitalisation, Mediatisation
Die politische und gesellschaftliche Nachfrage nach Digitalisierung kann seit einiger Zeit in Initiativen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Digitalisierung im Bildungsbereich beobachtet werden, wie z. B. DigitalPakt Schule, Digitale Hochschulbildung oder Digitalisierung im Bildungsbereich. Das politische Plädoyer für die Digitalisierung des Bildungsbereiches adressiert inzwischen auch die Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Aufgrund der geringen öffentlichen Finanzierung und der hohen Innovationskraft der Erwachsenenbildung/Weiterbildung (Breitschwerdt/Lechner/Egetenmeyer 2020, S. 1) ist hier das Wissen über Gelingensbedingungen der Digitalisierung besonders bedeutsam. Empirische Daten über Gelingensbedingungen und Gelingensdimensionen der Digitalisierung im heterogenen Bereich der Erwachsenen- und Weiterbildung sind bislang kaum vorhanden. Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche Gelingensdimensionen von Digitalisierung sich in der Erwachsenen- und Weiterbildung identifizieren lassen.
Die Studie orientiert sich methodologisch an der Critical Communicative Method (Gómez/Puigvert/Flecha 2011) und der gestaltungsorientierten Bildungsforschung (Tulodziecki/Grafe/Herzig 2014). Damit wird eine theoriegeleitete und praxisbezogene Forschung verfolgt, die ausgehend von den Entwicklungsbedarfen der Praxis Fallstudien durchführt und Weiterentwicklungen unterstützt. Diesem Ansatz folgend werden Gelingensdimensionen aus der Perspektive der Interviewpersonen untersucht. Für die Studie werden basierend auf einem Mehrebenenmodell (Egetenmeyer/Grafe 2017, S. 7) Untersuchungsmerkmale auf den Ebenen der Dachorganisationen und Einrichtungen aus erwachsenenpädagogischer und medienpädagogischer Perspektive identifiziert. Diese werden in einem zweiten Schritt im Sinne einer praxisbezogenen Validierung gemeinsam mit Verantwortlichen aus Einrichtungen und Dachorganisationen der Erwachsenenbildung/Weiterbildung weiterentwickelt und präzisiert. Basierend auf diesen Untersuchungsmerkmalen folgt eine inhaltsanalytische Auswertung von acht Fokusgruppen mit zwei Dachorganisationen und sechs Einrichtungen der Erwachsenenbildung/Weiterbildung, deren Ergebnisse abschließend vorgestellt werden. Die Dachorganisationen und Einrichtungen bilden gemeinsam eine Breite der allgemeinen Erwachsenenbildung und beruflichen Weiterbildung ab.
Der Begriff der Digitalisierung wird als Wandlungsprozess verstanden, der durch die Nutzung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien bedingt ist (Tulodziecki/Herzig/Grafe 2019, S. 18). Das ursprüngliche Verständnis des Begriffs als Umwandlung analoger Größen in diskrete bzw. binäre Werte oder digitale Repräsentationen (Knaus 2016, S. 101 f.) wird damit erweitert. In technischer Hinsicht ist die Entwicklung zurzeit durch eine Mediatisierung auf digitaler Grundlage gekennzeichnet (Tulodziecki/Herzig/Grafe 2019, S. 18). Nach Krotz (Krotz 2016, S. 20) führen Mediatisierungsprozesse, die auf digitaler Technik beruhen, zu einem Wandel sozialer Situationen. Hepp und Krotz (2014) sprechen in diesem Zusammenhang von “mediatized worlds” (Hepp/Krotz 2014, S. 11). Demnach ist Kommunikation untrennbar mit Medien verbunden, die sich stetig wandeln und als Basis für kulturelle und soziale Veränderungen gelten. Mediatisierung ist ein Konstrukt, das aus vielen verschiedenen Phänomenen zusammengesetzt ist. Neben der stetigen Weiterentwicklung von Kommunikation und Technik geht es auch um die Konsequenzen, die die Aneignung der verschiedenen Medien auf den Menschen und seine Umwelt hat (Krotz 2007, S. 12). Basierend auf diesem Begriffsverständnis von Digitalisierung und Mediatisierung richtet die Studie den Fokus sowohl auf digitale Kommunikationsformen und Technikeinsatz als auch auf die Folgen von Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Mit der Mehrebenenperspektive schließt die Studie an Untersuchungen in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung an (z. B. Egetenmeyer/Breitschwerdt/Lechner 2019; Egetenmeyer/Schüßler 2014; Lima/Guimarães 2011). Das Mehrebenenmodell der Digitalisierung in der Erwachsenen- und Weiterbildung (Egetenmeyer/Grafe 2017, S. 7) beinhaltet die folgenden sechs Ebenen: Gesellschaftlicher Kontext und Veränderung, Dachorganisationen und Institutioneller Kontext, Einrichtungen und organisationaler Kontext, Programme und Angebote, Personal und Teilnehmende.2 Im vorliegenden Beitrag werden die Gelingensdimensionen in den Dachorganisationen und Einrichtungen untersucht. Mit dem Begriff Dachorganisationen werden die häufig als Verbände organisierten Zusammenschlüsse von Einrichtungen der Erwachsenenbildung/Weiterbildung in den Blick genommen. Diese Zusammenschlüsse in Form von Vereinen erfolgen in verschiedenen regionalen (z. B. Bundesland, Diözese) und nationalen Bezügen. Der Begriff Einrichtung richtet den Fokus auf die Anbieter von Erwachsenenbildung/Weiterbildung, die unter einer Trägerschaft stehen. Je nach Einrichtung erfolgen die Angebote in einem oder mehreren Häusern.
Zunächst lassen sich Bezüge zur Digitalisierung in Dachorganisationen und Einrichtungen im Bildungsauftrag mit Bezug auf Digitalisierung beobachten. Hier sind die heterogene Trägerlandschaft der Erwachsenenbildung/Weiterbildung und die unterschiedlichen Zielsetzungen (Grotlüschen 2018, S. 95) sowie damit einhergehende Spannungsfelder (Hippel/Freide 2018, S. 983) zu berücksichtigen. In den Einrichtungen zeigen sich diese beispielsweise im Leitbild. Eine Digitalisierungsstrategie kann als grundlegendes Element eines Bildungsauftrags mit Bezug auf Digitalisierung verstanden werden (Niedermeier/Müller-Kreiner 2017, S. 2).
Ein weiteres Untersuchungsmerkmal stellt digitale Infrastruktur sowohl auf Ebene der Dachorganisationen als auch auf der Ebene der Einrichtung dar. Dazu zählen die technische Infrastruktur, wie Hardware, Software und der Netzzugang, sowie die Verfügbarkeit und nachhaltige Pflege von Materialpools (Blees 2015, S. 60). Je nach Dachorganisation und/oder Einrichtung stehen Learning-Management-Systeme zur Verfügung. Aber auch Open Educational Resources (OER) spielen eine wichtige Rolle (Lohrer 2016, S. 25). In den Einrichtungen ist die räumliche Infrastruktur relevant. Neben den Seminarräumen zählen hierzu beispielsweise Selbstlernzentren (Grotlüschen 2018, S. 95).
Bezüglich der Kooperationsstrukturen mit Bezug zur Digitalisierung sind Strukturformen, Inhalte und Handlungsmodi der Zusammenarbeit in der Dachorganisation und in Einrichtungen sowie zwischen Mitgliedseinrichtungen und externen Partnern zu nennen. In der Diskussion um Digitalisierung werden Communities of Practice für die Entwicklung von OER als vielversprechend eingeschätzt (Blees 2015, S. 60). Darüber hinaus werden auch Kooperationen und Vernetzung hinsichtlich ihres Beitrags zum Gelingen von Digitalisierung untersucht.
Durch Digitalisierung können hohe Kosten entstehen (Schöll 2017, S. 34). Es wird jedoch auch die Hoffnung geäußert, dass Lernen mit digitalen Medien in der beruflichen Weiterbildung zu Kostensenkungen führen könnte (Burchert/Burchert 2018, S. 37 f.). Deshalb sind die finanziellen Rahmenbedingungen zu untersuchen. Das Gelingen von Digitalisierung wird in den Einrichtungen auch unter der Perspektive der Personalentwicklung betrachtet, wie beispielsweise die Fortbildung des Personals sowie die Personalakquise. Für das Personal spielen Weiterbildungsangebote einschließlich der Beratung für das Personal eine Rolle (Bellinger 2018, S. 121 f.). Von den Dachorganisationen kann diese durch unterschiedlichste medienpädagogische Angebote unterstützt werden (Hippel 2007, S. 98).
Ausschließlich auf der Ebene der Organisation wird die Organisationsstruktur untersucht, die den Blick auf die strukturelle Verankerung der Digitalisierung in den Einrichtungen, wie beispielsweise bei Verantwortlichkeiten für die IT-Administration richtet (Hippel/Freide 2018, S. 974). Als relevant für die Ebene der Einrichtung kann auch die Arbeits- und Organisationskultur eingeschätzt werden. Hier geht es um geteilte Arbeitsformen und Einstellungen innerhalb der Einrichtungen mit Bezug zur Digitalisierung. Eine Digitalisierungskultur tangiert sowohl Leitung, Programmplanung, Verwaltung als auch Lehrende (Bellinger 2018, S. 121).
Mit Blick auf Öffentlichkeitsarbeit und Marketing der Einrichtungen werden die Homepage und Social Media, wie z. B. Twitter, YouTube, Facebook, als relevant eingeschätzt (Schöll 2018, S. 1485). Für das Marketing mit Social Media sind vor allem jüngere Zielgruppen als Teilnehmende im Blick (Jenewein & Filzmoser 2015, S. 10 f.; Stang 2003).
Die Datenerhebung basiert auf acht Fokusgruppen in Dachorganisationen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung/Weiterbildung in unterschiedlichen Regionen Deutschlands. Zum Sample zählen zwei Einrichtungen mit klassischem Fokus auf der allgemeinen Erwachsenenbildung und dazugehöriger Dachorganisation, zwei Einrichtungen mit ausschließlichem Angebot in der beruflichen Weiterbildung und zwei Einrichtungen mit dazugehörender Dachorganisation, die sowohl berufliche Weiterbildung als auch allgemeine Erwachsenenbildung anbieten. Teilnehmende der Fokusgruppen sind Einrichtungsleitungen und/oder Verantwortliche für Digitalisierung in den Dachorganisationen und den Einrichtungen. Vom Forschungsteam nahmen jeweils zwei bis vier Personen an der Datenerhebung teil. Insgesamt hatten die Fokusgruppen eine Größe von fünf bis elf Personen und dauerten zwischen 1,5 und drei Stunden. Der Erhebungsleitfaden orientiert sich an den sechs Ebenen der Mehrebenenanalyse. Die erhobenen Daten wurden für die Auswertung transkribiert und anonymisiert. Für die vorliegende Studie werden die Daten mit Bezug zur Ebene der Dachorganisation und der Einrichtung ausgewertet. Die Analyse der Interviewdaten orientiert sich an Prinzipien der Inhaltsanalyse (Mayring 2003; Kuckartz 2005). Die Daten wurden zunächst mithilfe von MAXQDA deduktiv orientiert an den oben beschriebenen Merkmalen aufbereitet. In einem zweiten Schritt werden als materiale Kategorien Gelingensdimensionen zu den erläuterten Merkmalen identifiziert. Diese Gelingensdimensionen können als Ansatzpunkte für eine erfolgreiche Digitalisierung in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung verstanden werden.
In den Fokusgruppen zeigt sich, dass die Dachorganisationen der untersuchten Einrichtungen eine sehr unterschiedliche Ausprägung, Struktur und Größe haben. Trotz der Unterschiedlichkeit können Gelingensdimensionen identifiziert werden, die eine übergreifende Relevanz haben.
Mit Blick auf den institutionellen Bildungsauftrag finden sich Gelingensdimensionen mit Bezug zum Selbstverständnis und zu den Zielsetzungen der Dachorganisationen. Dazu zählt die Analyse gesellschaftlicher Chancen von und die Stärkung des Interesses in den Einrichtungen für die Digitalisierung. Aber auch die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie in den Mitgliedseinrichtungen und ein kritisch-reflektierter Umgang mit digitalen Medien sind relevant für das Gelingen. Damit Digitalisierung gelingt, bedarf es einer bundesdeutschen Sichtbarkeit der digitalen Bildungsangebote der Einrichtungen.
Das Gelingen wird mit Bezug zur digitalen Infrastruktur in der Verfügbarkeit eines gemeinsamen Netzwerk- und Lernmanagement-Systems sowie einer gemeinsamen Wissensdatenbank für alle Mitgliedseinrichtungen gesehen. Darüber hinaus stellen Weiterbildungsdatenbanken der Dachorganisationen und gemeinsame Teilnehmendendatenbanken eine Gelingensdimension dar. Kooperationsstrukturen finden sich auf EU-Ebene, auf Bundesebene und auf regionaler Ebene, aber auch in Form der Gründung einer eigenen Akademie für die Entwicklung von Online-Angeboten. Diese werden als wesentlich für das Gelingen von Digitalisierung eingeschätzt. Inhaltlich bieten Kooperationen die gemeinsame Entwicklung und Durchführung digitaler Angebote, den Wissensaustausch, gemeinsame Fortbildungstutorials und die Abstimmung von Online-Angeboten zwischen den Mitgliedseinrichtungen. Gelingensdimensionen mit Blick auf die finanziellen Rahmenbedingungen stellen Lizenzgebührenmodelle von Online-Angeboten dar. Aber auch die Ausgestaltung der öffentlichen Weiterbildungsförderung für Angebote mit digitalen Elementen und die dafür notwendige Advocacy-Arbeit der Dachorganisation ist eine relevante Gelingensdimension.
Auch die Angebotsstrukturen von Dachorganisationen tragen zum Gelingen bei. Dazu zählen Fortbildungen zur Digitalisierung, die Bereitstellung von digitalen Lehrelementen sowie komplette, ggfs. lizensierte Online-Seminare für die Mitgliedseinrichtungen.
Auch bei den Weiterbildungseinrichtungen zeigt sich eine sehr große Heterogenität in Bezug auf das inhaltliche Angebot sowie auf die Größe und Verbundenheit zu Dachorganisationen. Eine Gelingensdimension mit Blick auf das Leitbild der Einrichtungen ist die Verfügbarkeit einer Digitalisierungsstrategie mit Aspekten zur Art und zum didaktischen Mehrwert von Angeboten mit digitalen Elementen.
Bei der digitalen Infrastruktur stellen notwendige Hardware und Software sowie die Vernetzung, wie z. B. der Breitbandanschluss oder Schnittstellen zwischen Anmeldung und Lernplattform, Gelingensbedingungen dar; aber auch der Zugang zu Lern- und Konferenzplattformen, wie z. B. Videokonferenzsoftware, ein Netzwerk- und Lernmanagement-System und eine Lernplattform für eine digitale Erreichbarkeit von Teilnehmenden. Bei der räumlichen Infrastruktur verweisen die Interviewpersonen neben technisch aktuellen EDV- und Veranstaltungsräumen vor allem auf kompatible interaktive Whiteboards.
Bei der Kooperation und Vernetzung werden die gemeinsame Entwicklung digitaler Angebote, die Weitergabe von Erfahrungen innerhalb der Dachorganisation oder das gemeinsame Angebot von kombinierten Video- und Präsenzveranstaltungen als relevant für das Gelingen eingeschätzt.
Mit Blick auf die finanziellen Rahmenbedingungen wird ein verfügbares Netzwerk- und Lernmanagement-System durch die Dachorganisation als hilfreich für das Gelingen erachtet. Darüber werden angebotsbasierte Finanzierungsmodelle über Teilnehmendenbeiträge, verfügbare Landesförderungen für digitale Angebote sowie die Weiterbildungsförderung für Teilnehmende als wichtige Voraussetzung für ein Gelingen der Digitalisierung gesehen.
Im Bereich der Personalentwicklung werden Fortbildungen von Dozierenden, Fortbildungen von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für Digitalisierung, aber auch die Akquise von Personal mit digitaler Expertise als bedeutsam erachtet.
Mit Bezug auf die Organisationsstruktur wird die Verfügbarkeit von Kolleginnen und Kollegen für die IT-Administration als wesentlich für das Gelingen von Digitalisierung eingeschätzt.
Mit Blick auf die Arbeits- und Organisationskultur sind Offenheit der Dozierenden für digitale Medien, aber auch die Vertrauensbildung zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden mit Blick auf sich ändernde Arbeitsbedingungen bedeutsam. In der Öffentlichkeitsarbeit und im Marketing wird das Gelingen in der Gewinnung von Teilnehmenden über soziale Medien und über die eigene Homepage der Einrichtung gesehen.
Trotz der Heterogenität der Einrichtungen können übergreifende Dimensionen identifiziert werden, die als Ansatzpunkte für eine gelingende Digitalisierung in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung verstanden werden können. Die Analyse der Auftaktgespräche zeigt die zentrale Bedeutung von Kooperationen und Netzwerkarbeit, die durch Dachorganisationen in Form der Entwicklung von gemeinsamen Strukturen und Rahmenbedingungen für eine Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen realisiert werden. Dies betrifft die Entwicklung in den Einrichtungen, wie beispielsweise die Stärkung von Interessen für Digitalisierung, die Fortbildung von Dozierenden oder die Entwicklung von Lizenzmodellen für digitale Angebote sowie die Entwicklung von notwendigen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Advocacy-Arbeit, damit Weiterbildungsangebote mit Online-Elementen förderbar werden. Durch ähnliche inhaltliche Ausrichtungen und Strukturen von Mitgliedseinrichtungen scheinen Dachorganisationen und aus ihnen entstandene Ausgründungen wichtige Strukturen zu bilden, um Digitalisierung umsetzen zu können. Dazu zählen beispielsweise gemeinsame Netzwerk- und Lernmanagement-Systeme, gemeinsame Webauftritte, aber auch technische Schnittstellen oder gemeinsame digitale Lehrelemente.
Auf Ebene der Einrichtungen scheint die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie eine grundlegende Erweiterung von Präsenzangeboten in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung darzustellen. Gelingensdimensionen liegen neben den Digitalisierungsstrategien auch in der Frage der Abbildung von IT-Support in der Organisationsstruktur. Für die Mitarbeitenden und Arbeitgebenden in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung stellt sich die Digitalisierung als ein grundlegender Wandel in der Arbeits- und Organisationskultur dar. Dadurch ist nicht nur die Fortbildung des Personals notwendig, sondern auch die Schaffung gegenseitigen Vertrauens in die digitalen Entwicklungen und Arbeitsbedingungen. Gelingende Digitalisierung in den Einrichtungen hängt aber auch an grundlegenden Fragen, wie der Verfügbarkeit von und dem Zugang zu notwendiger Hardware und Software sowie dem IT-Support. Nutzungsmöglichkeiten werden durch Vorgaben, wie den Datenschutz, sowie von Trägern, wie z. B. Kommunen, Kirchen, zum Teil so massiv eingeschränkt, dass die Beteiligten bei der Integration von digitalen Elementen in den Angeboten vor großen Herausforderungen stehen.
Über die Ergebnisse der beschriebenen Gelingensdimensionen hinaus sind weitere Erhebungen und Analysen vorgesehen, um Gelingensdimensionen auf allen Ebenen des Mehrebenenmodells und ihr Zusammenspiel zu erfassen.
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Regina Egetenmeyer, Prof.in Dr., Professorin für Erwachsenenbildung/Weiterbildung an der Fakultät für Humanwissenschaften der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Silke Grafe, Prof.in Dr., Professorin für Schulpädagogik an der Fakultät für Humanwissenschaften der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Reinhard Lechner, Mag., Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Erwachsenenbildung/Weiterbildung an der Fakultät für Humanwissenschaften der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Nina Treusch, M. A., Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Schulpädagogik an der Fakultät für Humanwissenschaften der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Dieser Beitrag wurde nach der qualitativen Prüfung durch das Peer-Review und die Redaktionskonferenz am 14.05.2020 zur Veröffentlichung angenommen.
This article was accepted for publication following a qualitative peer review at the editorial meeting on the 14th May 2020.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine gekürzte Zweitveröffentlichung der folgenden Publikation: Egetenmeyer, R., Lechner, R., Treusch, N. & Grafe, S. (2020). Dimensions for successful digitalisation and mediatisation in adult and continuing education: initial empirical findings on institutional contexts. ”Conference-Proceedings. Adult Education in Global times. An International Research Conference”.
Weitere Informationen zum Mehrebenenmodell finden sich auf der Projektseite: https://www.paedagogik.uni-wuerzburg.de/digieb/zum-projekt/